Männerhort

Bildschirmfoto 2014-08-03 um 13.28.54
Foto: Thilo Beu

Eine Komödie über Helmut, Eroll, Lars und Mario, die sich im Heizungskeller eines Einkaufszentrums vor ihren shopping-verrückten Frauen verstecken.

Man muß mit Taubheit geschlagen sein, um nicht schon bei den ersten Dialogen zu ahnen, daß hier einer schreibt, der es mit einem Woody Allen oder Billy Wilder aufnehmen kann, einem Alan Ayckborn, Neil Simon oder einer Yasmina Reza. Sein Pointenfeuerwerk orgelt über Abgründen. Magnusson ist ein rarer Meister im so schweren Geschäft des Schreibens von bis zur Unverschämtheit gepfefferten, schwarzhumorigen Dialogen. Ein Geschenk des Himmels auch für Schauspieler. Reinhard Wengierek, Die Welt

Männerhort läuft derzeit hier
> Eindrücke von einigen Männerhort-Inszenierungen

 


 

Leseprobe

LARS Diesmal hat sie mir versprochen, dass wir ins Sport-Paradiso gehen. Wir gehen rein, ich schon auf dem Weg zu den Tennisschlägern, da entdeckt sie diese Fahrräder, wo man vorne ein Kind drauf tun kann: Schläufchen, Füßchen, Sättelchen… Anne kannst du in einen Waffenladen schicken, und sie findet etwas, was sie auf das Thema Kinder bringt. Will sie so ein Fahrrad. Mit Damensattel.
Weil Männersättel sind so geformt. Das vermeidet, dass man impotent wird. Wenn man eine Frau auf einen Männersattel setzt, wird die Luft falsch ventiliert. Und was nützt dem Mann seine erhaltene Potenz, wenn sie eine Blasenentzündung hat? Nix. Also muss ein Damensattel her. Am besten Luftpolster, weil das drückt nicht aufs Schambein. Ich wusste gar nicht, dass Frauen so was haben, ein Schambein. Vom unternehmerischen Standpunkt kann ich es ja verstehen: Innovation, Innovation, da will jede Körperzone erschlossen sein. Kauft sie sieben von diesen Damensätteln, weil die auch kaputt gehen, und dann hat sich ihr Schambein daran gewöhnt, und später gibt es die nicht mehr, und das Kind wird behindert.
Hab ich euch eigentlich erzählt, dass ich Vater werde?

HELMUT Was? Nein.

EROLL Mensch, das ist ja…

LARS Sag ich zu Anne: Anne, ich lieb dich vom Feinsten, aber meinst du nicht, dass du mit drei von den Sätteln bis mindestens durch die Menopause radeln kannst?

HELMUT Dieses Sofa stand im bei fashion point g. Auf diesem Sofa hat Waldemar damals versucht, ein pfirsichfarbenes Negligé in 38 gegen eins in 40 in apricot umzutauschen. Im Schlussverkauf, fünf Minuten vor Ladenschluss, halbnackte Frauen kämpften um die letzte freie Umkleidekabine…
Dieses Sofa ist Waldemar gewidmet. Der sitzt seit diesem Tag in der Psychiatrie, ordnet Kassenbons und stammelt „Umtausch, Umtausch“.

MARIO Bist du psychisch oder was?

HELMUT Ich war dabei. Als menschliches Sicht-Schutzschild vor seiner Frau, die keine Kabine abbekommen hatte. Was haben wir zusammengehalten, damals. Berge von Sonderangeboten abgetragen. Solidarisch wie Trümmerfrauen.
An diesem Tag habe ich für uns diesen Männerkeller gegründet.

EROLL Während unsere Frauen durch die Läden gucken.

MARIO schreit Gucken! Wenn ich das schon hör. Was die guckt! Den ganzen Tag! Immer guckt die irgendwo! Frag ich, was es da zu gucken gibt, da gibt´s nämlich gar nix zu gucken, sagt die „Einfach nur so.“ Und guckt.

Leseprobe

LARS Diesmal hat sie mir versprochen, dass wir ins Sport-Paradiso gehen. Wir gehen rein, ich schon auf dem Weg zu den Tennisschlägern, da entdeckt sie diese Fahrräder, wo man vorne ein Kind drauf tun kann: Schläufchen, Füßchen, Sättelchen… Anne kannst du in einen Waffenladen schicken, und sie findet etwas, was sie auf das Thema Kinder bringt. Will sie so ein Fahrrad. Mit Damensattel.
Weil Männersättel sind so geformt. Das vermeidet, dass man impotent wird. Wenn man eine Frau auf einen Männersattel setzt, wird die Luft falsch ventiliert. Und was nützt dem Mann seine erhaltene Potenz, wenn sie eine Blasenentzündung hat? Nix. Also muss ein Damensattel her. Am besten Luftpolster, weil das drückt nicht aufs Schambein. Ich wusste gar nicht, dass Frauen so was haben, ein Schambein. Vom unternehmerischen Standpunkt kann ich es ja verstehen: Innovation, Innovation, da will jede Körperzone erschlossen sein. Kauft sie sieben von diesen Damensätteln, weil die auch kaputt gehen, und dann hat sich ihr Schambein daran gewöhnt, und später gibt es die nicht mehr, und das Kind wird behindert.
Hab ich euch eigentlich erzählt, dass ich Vater werde?

HELMUT Was? Nein.

EROLL Mensch, das ist ja…

LARS Sag ich zu Anne: Anne, ich lieb dich vom Feinsten, aber meinst du nicht, dass du mit drei von den Sätteln bis mindestens durch die Menopause radeln kannst?

HELMUT Dieses Sofa stand im bei fashion point g. Auf diesem Sofa hat Waldemar damals versucht, ein pfirsichfarbenes Negligé in 38 gegen eins in 40 in apricot umzutauschen. Im Schlussverkauf, fünf Minuten vor Ladenschluss, halbnackte Frauen kämpften um die letzte freie Umkleidekabine…
Dieses Sofa ist Waldemar gewidmet. Der sitzt seit diesem Tag in der Psychiatrie, ordnet Kassenbons und stammelt „Umtausch, Umtausch“.

MARIO Bist du psychisch oder was?

HELMUT Ich war dabei. Als menschliches Sicht-Schutzschild vor seiner Frau, die keine Kabine abbekommen hatte. Was haben wir zusammengehalten, damals. Berge von Sonderangeboten abgetragen. Solidarisch wie Trümmerfrauen.
An diesem Tag habe ich für uns diesen Männerkeller gegründet.

EROLL Während unsere Frauen durch die Läden gucken.

MARIO schreit Gucken! Wenn ich das schon hör. Was die guckt! Den ganzen Tag! Immer guckt die irgendwo! Frag ich, was es da zu gucken gibt, da gibt´s nämlich gar nix zu gucken, sagt die „Einfach nur so.“ Und guckt.

0 replies on “Männerhort”